Wo ich lebe...



Ich denke, einige von euch interessieren sich sicherlich für die Stadt, in der ich das kommende Jahr leben werde und von der die wenigsten bisher wussten, dass sie existiert.

Zunächst sollte ich einige Worte über den Bundesstaat verlieren, in dem die Stadt Ahmedabad liegt. Gujarat ist der westlichste Staat Indiens und grenzt sowohl ans Meer als auch an Pakistan. Es wird viel Gujarati gesprochen, aber die meisten Einheimischen sprechen auch Hindi. Gerade die jungen Leute sprechen zusätzlich Englisch, auch wenn es manchmal sehr hart zu verstehen ist und man sich erst einmal einhören muss.

Modi und Gandhi

Gujarat ist ein sehr hinduistisch geprägter Staat, was auch leider immer wieder zu Spannungen mit der muslimischen Gemeinde führt. Die bekannteste Auseinandersetzung aus dem Jahre 2002 führte zu dem Tod von 1044 Personen. Weiterhin wurden ca. 2500 Personen verletzt und 223 Personen gelten als vermisst. Mehrheitlich handelte es sich bei den Betroffenen um Muslime.
Bis heute wird Narendra Modi, dem damalige Regierungschef der Regierung Gujarats, vorgeworfen die Kämpfe innerhalb Ahmedabads toleriert und zuvor verbal angeheizt zu haben.
Aber zu der politischen Lage Indiens unter der hindu-nationalistischen Regierung Modis, wird später sicherlich ein ausführlicherer Artikel erscheinen.
Bekannter ist Gujarat glücklicherweise für seinen friedlichsten Sohn: Mahatma Gandhi.
Da er in Gujarat geboren wurde und dort wirkte, ist Gujarat der Staat in dem sich alles um Gandhi dreht.
Vom bekannten Sabarmati-Ashram in dem er wohnte brach er zu seinem berühmtem Salzmarsch auf, um gegen das Salzmonopol der Briten zu demonstrieren.
Hier empfing er Politiker aus aller Welt und arbeitete seine Form des friedlichen Protestes aus, die Indien später in die Unabhängigkeit führen sollte.
Auch das Alkoholverbot in Gujarat ist auf Ghandis asketische Lebensform zurück zu führen. Gandhi aß wie die meisten Hindus kein Fleisch, trank keinen Alkohol und verzichtete später auch auf gewürzte Speisen.

Die Stadt Ahmedabad

Ahmedabad ist mit 5,6 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt Indiens und zugleich eine der am schnellsten wachsenden Städte Indiens. Vom Südwesten bis Nordosten zieht sich der Sabarmati River, der die Stadt in den alten und den neueren Teil teilt. Das CEE liegt im neuen Teil der Stadt, im Stadtteil Bodakdev nahe des Vastrapur Lake, eine einbetonierte Wasserfläche um die ein kleiner Park liegt und um die viele Restaurants, Läden und unter anderem die riesige Alpha One Mall platziert sind. Seit 2016 befindet sich allerdings kein Wasser mehr im Vastrapur Lake.

Hohe Lebensqualität

Ahmedabad gilt in Indien als eine Stadt mit sehr hoher Lebensqualität (trotz oder wegen des Alkoholverbotes in Gujarat) und wurde gerade in den letzten Jahren eine sehr populäre Stadt für Inder zum Herziehen. Die ganze Stadt gilt als sehr sicheres Gebiet und die Menschen gelten hier als sehr freundlich. Was ich bisher auch so nur bestätigen kann.
Aufgrund der hier seit vielen Jahren angesiedelten Textilproduktion gilt Ahmedabad auch als wirtschaftliches Zentrum Gujarats und beherbergt unter anderem bekannte Universitäten wie die Gujarat University und das Indian Institute of Managment. In Indien sehr bekannt ist ausßerdem die CEPT University, die vor allem im Architektur lehrt. Hier haben wir auch die meisten Ausländer gefunden, die hier ihr Auslandssemester oder Praktikum machen.

Klima - erstaunlich erträglich

Das Wetter seit unserer Ankunft ist bisher ziemlich gnädig mit uns. Die Temperaturen klettern selten über 32 Grad, die hohe Luftfeuchtigkeit ist definitiv spürbar, doch erschlägt einen nicht.
Einige heftige Regenschauer haben wir schon erlebt, aber konnten sie bis auf zwei im Trockenen verbringen. Es ist sehr faszinierend, wie innerhalb kürzester Zeit die Straßen zu kleinen Flüssen werden und die Autos durch 50 cm hohes Wasser fahren. Als Fußgänger sollte man hierbei sehr aufpassen, um nicht komplett nass zu werden.
Generell herrschen hier, außer sehr selten in Winternächten, nie unter 20 Grad. Die Höchsttemperaturen werden im Mai mit über 40 Grad erreicht. Ansonsten ist der Bundesstaat Gujarat wie der größte Teil des restlichen Indiens auch vom Monsun geprägt. In der Zeit von Juni bis September fällt praktisch der ganze Niederschlag, während es den Rest des Jahres nicht regnet.
Insgesamt lässt es sich mit einem Ventilator im Raum ganz gut aushalten, und da der Campus des CEE sehr grün ist, wird es hier meistens nicht so heiß wie auf den ungeschützten Straßen. Insgesamt scheint sich das Konzept der grünen Stadt hier noch nicht durchgesetzt zu haben. Bäume sind sehr spärlich gepflanzt und sind in größerer Ansammlung nur in Parks zu finden, von denen es leider nicht soviel gibt.

Quelle: http://www.iten-online.ch/klima/asien/indien/ahmadabad.htm

Heritage City
Die Frage aller Fragen, die sich die meisten wahrscheinlich stellen: Ist es denn eine schöne Stadt und lohnt es sich, diese Stadt einmal zu besuchen?
Nach dem, was ich bisher gesehen habe, was nicht sehr viel ist, würde ich sagen: ja. Nach dem der erste Schock überwunden ist, fällt einem auf, wie freundlich die Menschen hier sind und das, was ich touristischen Attraktionen gesehen habe, lohnt sich ebenfalls. Gerade die Altstadt ist sehr faszinierend und bekannt dafür, eine breite Auswahl architektonischer Stile zu vereinen. Auch die Uno ist der Meinung, dass Ahmedabad eine besondere Stadt ist.
Ahmedabad wurde 2017 als erste indische Stadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und bietet jeden Sonntag und Samstag einen Heritage Walk an, den ich auch bereits absolviert habe.

Hier ein paar Eindrücke aus der Stadt.


















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