Udaipur
die „Stadt der Seen“. Das sollte mein Ziel sein für das dritte
Wochenende im Januar.
Die
im Süden von Rajasthan gelegene Stadt Udaipur ist mit Abstand eines
der Lieblingsziele von Touristen in Indien. Bekannt wegen des James
Bond Films „Octopussy“, der in weiten Teilen in Udaipur gedreht
wurde und aufgrund der wunderschönen Innenstadt.
Wie
der Spitzname „Stadt der Seen“ schon sagt, ist Udaipur nah am
Wasser gebaut. Umgeben von drei künstlich angelegten Seen und auf
einer Höhe von ca. 570 Metern im Aravalligebirge, wird die Gegend
auch „Tal der Seen genannt“. Der Grundwasserspiegel rund um
Udaipur ist relativ hoch, deswegen war es recht einfach, diese
Gebiete zu fluten.
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Seepalast in Udaipur |
Der
bekannteste See ist der Pichola-See, an dem der Stadt-Palast Udaipurs
gelegen ist und in dem auch der See-Palast steht. Dieser historische
Palast, der nur mit dem Boot zu erreichen ist, war im Film
„Octopussy“ der Rückzugsort für die, später von James Bond auf
die Seite der guten verführten, Octopussy. Im Film haben haben nur
Frauen Zutritt zu der Insel (was James Bond natürlich nicht kümmert,
wahrscheinlich sogar sein Anreiz ist, der Insel einen Besuch
abzustatten). Aber auch im realen Leben gibt es eine für mich
unüberwindbare Barriere um den See-Palast zu betreten. In diesem
Fall heißt diese Barriere allerdings Geld, denn der See-Palast ist
heutzutage ein Fünf-Sterne-Hotel.
Aber
beginnen wir der der Reihe nach.
Ich
nahm am Samstagmorgen den Bus nach Udaipur. Die Fahrt dauerte ca.
fünf Stunden. Direkt auf dem Weg zum Hostel der Schocker: Alle
Rikschafahrer verlangten 200 Rupien und das ohne irgendeinen
Verhandlungsspielraum. Ich habe in Ahmedabd glaube ich noch nie 200
Rupien für eine einzelne Rikschafahrt ausgegeben, allerdings gibt es
in Ahmedabad natürlich auch so gut wie keine Touristen.
Auf
dem Weg zum Hostel wollte mich der Rikschafahrer erst einmal noch
woanders absetzen, weil es da natürlich viel bessere Preise und die
bessere Unterkunft gibt; erst als ich glaubhaft klarmachte, dass ich
für meine Unterkunft ja schon bezahlt habe, brachte er mich zum
Hostel.
Nun
hatte ich den ganzen Samstagnachmittag, um mich in der Stadt
umzusehen. Ich lief durch die kleinen Sträßchen und man muss sagen,
es ist eine sehr, sehr schöne Stadt. Sehr viele malerische Gebäude
und gerade die Wege die ans Wasser führen sind sehr hübsch.
Um
zu Mittag zu essen besuchte ich die deutsche Bäckerei „Edelweiss“
auf der Suche nach gutem Brot, fand allerdings nur guten Kuchen, war
damit aber auch ganz zufrieden.
Nach
einiger Zeit hatte ich jedoch das dringende Gefühl, aus der
Innenstadt herauszumüssen, denn so ästhetisch die Innenstadt auch
ist, so anstrengend ist es, sie zu durchqueren.
Ein
Problem in Udaipur meiner Meinung ist, dass die Innenstadt nur den
Touristen gehört. Ich wusste, dass Udaipur touristisch ist, hatte es
mir aber eher wie Jodhpur vorgestellt.Dort gibt es eben neben der
Stadtbevölkerung noch einen Haufen Touristen gibt, die mal mehr mal
weniger zerstreut durch die Sträßchen laufen. In Udaipur habe ich
in der Innenstadt zu einem Großteil nur westliche Touristen gesehen.
Die meisten Inder die ich gesehen habe, waren dort, weil sie ihre
Geschäfte oder Hotels betreiben.
Da
Tourismus die Haupteinnahmequelle in der Innenstadt ist, herrscht
dadurch ein wie ich finde ziemlich anstrengendes aber verständliches
Buhlen um Kundschaft. Man kann nicht durch die Straßen laufen, ohne
das alle zehn Meter jemand versucht, einen in sein Geschäft zu
locken. Das Ganze passiert natürlich sehr freundlich, allerdings
nach einiger Zeit schon sehr aufdringlich und bestimmend. Man braucht
dann ab und zu schon mal fünf Minuten, bis man sich endlich loseisen
kann, da ein einfaches „nein“ meist nicht akzeptiert wird. Ich
habe später einige Straßen gemieden, da ich wusste, dass dort die
Händler sehr aufdringlich auftreten. In der Straße neben dem Hostel
zum Beispiel wurde mir von drei Läden alles angeboten: Kleidung,
Stoffe, Kochkurse, Gewürze, Deko, Lampen, Möbel, Bücher, Ausflüge,
Massagen, Flugtickets, neue Unterkünfte, Gras, Kokain und vieles
mehr.
Ich
konnte nirgendwo stehen bleiben, ohne angequatsch zu werden, weshalb
das entspannte Schlendern schnell zu einem Spießrutenlauf wurde. Aus
diesem Grund habe ich auch leider keine Bilder des historischen
Zentrums, da ich nie lang genug stehen geblieben bin, um zu
fotografieren. Aber da kann euch das Internet sicherlich
weiterhelfen.
Ich
machte mich also auf den Weg raus aus der Innenstadt und schlenderte
durch die kleinen Gässchen Udaipurs. Sofort fiel die gesamte
Anspannung von mir ab, da mir niemand mehr versuchte etwas
anzudrehen. Ich beobachtete jemanden beim Kleidung färben und hatte
einen der besten Chais, die ich bisher hatte und das ganze für nur
fünf Rupien statt der in Ahmedabad üblichen zehn.
Ich
schlendert über die Bazar Road und weiter in Richtung des
Stadt-Palasts, der als nächstes auf meiner Liste stand.
Udaipur
wurde 1553 von den Rajputen des Reiches Mewar gegründet, um als neue
Hauptstadt des Mewarreiches zu dienen, nachdem die vorherige
Hauptstadt Chittorgarh von dem Großmogul Akbar erobert wurde.
Aufgrund der Gebirgslage ,die doch eher ungeignet für Pferde ist,
wurde Udaipur nie von den Mogulen eingenommen. Auch nach der
Übernahme durch die Briten 1818 konnte die Region Udaipur relativ
viel selber bestimmen.
Wenige
Jahre nach der Gründung begannen die Arbeiten am Stadt-Palast, der
jedoch immer mal wieder erweitert wurde.
Der
Palast ist zum einen Teil ein Museum, in dem einen die Geschichte des
Mewarreiches und Udaipurs näher gebracht wird, der andere Teil ist
ein sehr nobles Fünf-Sterne-Hotel und deswegen leider nicht
zugänglich. Insgesamt hat mir der Stadt-Palast sehr gut gefallen,
der Palast in Baroda, den ich zwei Wochen zuvor besucht hatte, steht
in meinem persönlichen Palast-Ranking jedoch sehr viel weiter oben,
auch wenn er etwas kleiner ist als der riesige Stadt-Palast in
Udaipur. Allerdings gilt dort eine Fotografierverbot, weshalb ich
keine Bilder habe.
Während
des Rundganges im Stadtpalast konnte man unter anderem sehen, dass in
einem Innenhof gerade alles für ein sehr feines Abendessen gedeckt
wurde. Man kann also, wenn das Geld stimmt, sein Abendessen in sehr
royaler Umgebung zu sich nehmen. Ist ja auch ganz nett zu wissen.
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Ein Blick auf den See Pichhola |
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Blick auf die Stadt |
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Hier wird alles für ein Abendessen im Palast gedeckt. |
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Der Palast von Außen |
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Der Palast vom Dach meines Hostels |
Apropos
feines Abendessen. Ich hatte mehrere Empfehlungen, in das Restaurant
„Ambrai“ zu gehen, da man von dort den Sonnenuntergang sehr schön
betrachten kann.
Ich
machte mich also auf den Weg. Zunächst stellte ich fest, dass man
auch einfach am Restaurant vorbei laufen kann und auch von dort einen
sehr schönen Blick auf den Sonnenuntergang hat, was ich dann auch
machte. Nachdem ich den Sonnenuntergang gesehen hatte, wollte ich
aber auch noch das Restaurant ausprobieren.
Ich
hatte mir zuvor die Preise im Internet angeguckt und schon
festgestellt, dass sie höher sind als das, was ich mir sonst in
Ahmedabad für Essen ausgeben würde. Was im Urlaub aber auch mal in
Ordnung ist.
Ich
betrat also das Restaurant, das zum Großteil unter freiem Himmel am
Wasser liegt. Alles sah sehr edel aus und langsam beschlich mich der
Gedanke, dass ich wohl nicht ganz die Zielgruppe sei. Es sah
allerdings so schön aus, da ich mich dazu entschied zu bleiben. Ich
fragte nach einem Tisch und bekam sofort einen zugewiesen.
Nachdem
ich einen Cocktail bestellt hatte und mich etwas umguckte sah ich,
dass auf jedem anderen Tisch ein „Reserviert“-Schild stand. Ich
bestellte mein Essen und das Restaurant füllte sich langsam. Da
bekam ich mit, dass alle anderen Gäste, die so spontan wie ich
gekommen waren, mit dem Verweis weggeschickt wurden, dass leider ohne
eine Reservierung fünf Tage im Voraus nichts zu machen sei. Darunter
auch Kundschaft, die rein vom Optischen deutlich zahlungskräftiger
aussahen als ich.
Da
hatte ich ja nochmal Glück gehabt. Das Essen war tatsächlich sehr
lecker, genauso wie der Cocktail (mein erster Cocktail seit Jodhpur,
also seit ca.3 bis 4 Monaten). Ich kann das Restaurant auf jeden Fall
empfehlen, wenn man mal in Udaipur ist, dann aber vielleicht mit
Reservierung.
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Der Blick von meinem Hostel auf den See Pichhola |
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Ein Blick auf das Restaurant Ambrai von meinem Hostel |
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Die Nachbarschaft von meinem Hostel |
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Noch mehr Sonnenuntergang über dem Restaurant Ambrai |
Den
weiteren Abend verbrachte ich
damit, mit ein paar Briten und anderen Deutschen Karten zu spielen
und meinen nächsten Tag zu planen, denn ich hatte Großes vor.
Für
mich
war
klar, dass ich nicht noch einen Tag in Udaipur selber verbringen
möchte sondern am liebsten aus Udaipur raus möchte. Während des
Tages, sah ich ein Plakat für eine Tour zum Wasserfall. Also machte
ich mich auf die Suche nach einem Wasserfall, dabei findet man jedoch
nicht allzuviel. Man findet vor allem einen künstlichen Wasserfall
am Badar-Madar-Damm. Schließlich fand ich jedoch den Namen
Kundeshwar Mahadev Waterfall. Es dauerte jedoch eine ganze Weile, bis
ich rausgefunden hatte, wo er liegen soll. Man muss erst in ein
kleines Dorf außerhalb Udaipurs fahren und dann hinterm Dorf zu
einem Tempel und von dort zu Fuß noch etwas laufen.
Am
nächsten Morgen ging es für mich allerdings erstmal hoch zum
Monsun-Palast, der auch Sajjan
Garh genannt wird. Dieser Palast wurde 1884 erbaut, um den Anblick
von Monsunwolken zu genießen. Leider ist er in keinem allzu guten
Zustand, aber die Aussicht ist auf jeden Fall sehr schön. Ich kann
mir vorstellen, dass gerade während des Monsuns, wenn das ganze Tal
grün und die Sicht klarer ist, sich das Ganze noch etwas mehr lohnt.
Die Fahrt hoch auf den Berg ist durchaus abenteuerlich, aber wie ich
fand sehr erlebnisreich. Mir wurde auch empfohlen, den Chai im Café
zu probieren, der sehr gut sein soll, was ich leider nicht gemacht
habe; aber ich gebe die Empfehlung einfach mal ungeprüft weiter.
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Der Monsunpalast |
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Aussicht ins eher diesige Tal vom Monsunpalst |
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Aussicht ins Sajjangarh Wildlife Santuary das den Monsunpalast umgibt |

Schließlich kam ich an den spannenden
Punkt, ab dem die Wege nicht mehr in Google Maps angezeigt werden.
Ich wusste bis zuletzt nicht, ob ich auch wirklich den Wasserfall
finde oder nicht.
Schließlich
kam ich an den Tempel. Der Tempel ist nicht sonderlich groß, aber
mit der Umgebung einer der schönsten, die ich bisher gesehen habe.
Ich habe das noch nie so erwähnt, aber hier in Gujarat und in
Rajasthan gibt es sehr viele Tempel. Also wirklich sehr viele. Es
gibt größere, kleinere, ganz kleine und wirklich überall. In den
Feldern immer mal wieder, in der Mitte der Straße ein kleiner
Tempel, an der Seite ein Mini Schrein, an dem die Rikschafahrer
vorbeikommen können zum beten.
Aber
dieser Tempel war wirklich sehr eindrucksvoll. Umgeben von riesigen
Banyanbäumen mit ihren hängenden Wurzeln, ein kleiner Fluss in der
Nähe und eine Ruhe wie man sie nur außerhalb der Stadt findet.
Naja,
das mit der Ruhe hatte sich schnell erledigt. Hinter dem Tempel war
eine Gruppe junger Gläubiger, die eine große Musikbox dabei hatten
und wirklich ohrenbetäubende Musik spielten. Das ist generell etwas,
weshalb ich die Moscheen den Tempeln hier vorziehe. In Hindu-Tempeln
wird sehr oft sehr laute Musik gespielt, während es in den Moscheen
eher leise zugeht.
Auf
jeden Fall zeigten sie mir netterweise noch den Wasserfall und
wollten auch nur ein paar Selfies mit mir machen.
Um
zum Wasserfall zu kommen, muss man hinterm Tempel einen kleinen
Trampelpfad entlang gehen, einen kleinen Fluss überqueren und dann
eine kleine Anhöhe runter steigen. Dort sieht man einen weiteren
Teil des Tempels, bei dem sich Vögel und Eichhörnchen hungrig über
die Opfergaben hermachen, und schräg dahinter ist der kleine
Wasserfall. Gerade zu der Zeit, zu der ich da war, führte er nur
mäßig viel Wasser, aber vielleicht habe ich ja Zeit, während des
Monsuns nochmal wieder zu kommen.
Nachdem
ich eine Zeit lang beim Wasserfall und beim Tempel gesessen habe und
mich schon gewundert habe, warum es die ganze Zeit so angenehm nach
Minze roch, sah ich dass es in der Nähe kleine Felder gab, auf denen
Minze angepflanzt wurde.
Sehr
zufrieden kehrte ich also in die Stadt zurück und verbrachte die
Zeit bis zu meiner Abfahrt damit, Verkäufern und Ladenbesitzern in
der Stadt auszuweichen und noch etwas zu essen. Den Weg zum
Busbahnhof trat ich dieses Mal zu Fuß an, da ich nicht noch einmal
soviel Geld für eine Rikscha zahlen wollte. Dem Ganzen folgte die
Rückfahrt nach Ahmedabad im Bus.
Es
wird einem übrigens gerade als Ausländer geraten, eher nichts in
den Pausen zu essen, wenn es kein richtiges Restaurant ist. Wie dem
auch sei, ich hatte sehr leckere Samosas vom Straßenrand in der
Pause. Generell bin ich mit Krankheiten hier in Indien bisher sehr
glimpflich weggekommen. Außer einer leichten Erkältung aus einem
der Busse mit Klimaanlage hatte ich bisher noch keine Krankheiten.
Auch die berühmt berüchtigten Magenprobleme blieben bisher aus. Ich
hoffe, dass es dabei bleibt und ich mein Jahr hier krankheitsfrei
überstehe.
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