Jetzt
bin ich seit dreieinhalb Monaten in Indien und dachte, ich hätte
inzwischen doch die ungewöhnlichsten Dinge zumindest in Ahmedabad
gesehen. Sei es das exzessive Chai trinken, dem ich inzwischen auch
verfallen bin, die Tatsache, dass einem im Straßenverkehr Pferde,
Elefanten und Kamele begegnen oder auch die starke Verschmutzung in
weiten Teilen der Stadt.
Mit
all diesen Dingen hatte ich mich soweit arrangiert. Jetzt sollte
ausgerechnet der Kinobesuch, von dem ich erwartete, er würde am
ehesten so wie in Deutschland sein, eines besseren belehrt.
Steuern
Als
wir im Kino Platz genommen hatten, lief die Werbung bereits, da wir
ein wenig spät dran wahren. Soweit alles wie gewohnt.
Nach einiger Zeit kam die erste
Überraschung. Eine der Werbungen war, soweit ich sie verstehen und
zuordnen konnte, von der
indischen Regierung und hatte zum Ziel, das Publikum zum Zahlen von
Steuern zu überreden. Soweit eine ganz vernünftige Werbung, gerade
wenn sich die Zahl der Steuervergehen in Indien anguckt. Die BBC
schätzte 2016, dass ca. 400 Millionen der Inder schlichtweg nicht
genug finanzielle Mittel besitzen, um der öffentlichen Hand Steuern
zahlen zu können. Doch ein großer Teil der restlichen Bevölkerung
zieht es vor, dem Staat möglichst wenig Steuern zu zahlen. Dies
wird durch die Parallelwirtschaft begünstigt, also den Bereich, in
dem Geld nie auf Konten landet. Diese Parallelwirtschaft war
jahrelang mindestens genauso groß wie die staatlich erfasste
offizielle Wirtschaft.
Häuser
werden mit Koffern voller Geld gekauft, Angestellte mit Bargeld
bezahlt und das Geld im hauseigenen Safe gelagert. Ein Schritt gegen
diese Parallelwirtschaft wurde 2016 mit der Währungsreform
unternommen, als alle 500 und 1000 Rupienscheine für wertlos erklärt
und durch neue Scheine ersetzt wurden.
Doch
trotz allem ist die Steuermoral noch relativ gering, was ich auch
selber von einigen Leuten hier gehört habe und auch durchaus aus
Gesprächen raus gehört habe. In einem Gespräch mit Lisette aus den
Niederlanden und einer befreundeten Inderin über Steuern und Steuervermeidung in Europa und global, redeten wir über die
Möglichkeit für globale Konzerne wie Nike, Starbucks, Tesla und viele weitere, in den Niederlanden teilweise keine bzw. sehr geringe Steuern zahlen zu müssen. Ein Prozess, der von Lisette und mir
durchaus als negativ aufgefasst wurde, wurde jedoch von indischer
Seite mit„ Ja das ist gut, dass da man keine Steuern zahlen muss“
kommentiert. Wir hatten leider nicht mehr allzu viel Zeit, das
Gespräch zu vertiefen, aber als Gegenargumente könnte man anführen,
dass Entwicklungsländer nach einer Studie von Oxfam, jährlich durch Steuerflucht in die Niederlanden 460 Millionen Dollar verlieren. Kenia zum Beispiel verliert durch Steuerflucht insgesamt mehr eine Milliarde Dollar, was das Doppelte von dem ist, was dem Land für Gesundheitsvorsorge zur Verfügung steht.
Eine Frage die in der aktuellen Debatte über Flüchtlinge viel zu selten gestellt wird. |
Natürlich entstehen gerade in Industrienationen wie Deutschland deutlich höhere finanzielle Schäden, diese haben jedoch meist nicht direkt
gesundheitsschädliche oder tödliche Folgen für die Bevölkerung.
Doch
eine Konsequenz, die die meisten Länder trifft, ist der Entzug von
Nettovermögen der Regierung. Dieser Effekt wird durch die
weitgehende Liberalisierung der Wirtschaft seit den Siebzigern (in
Indien seit den Neunzigern ) massiv verstärkt. Dadurch fehlen dem
Staat auch in Deutschland Mittel, um effektiv Ungleichheit
einzudämmen und die Wirtschaft zu regulieren bzw. zu überwachen.
Das Ergebnis sehen wir heute. Die obersten zehn Prozent in der Vermögenshierarchie erhalten heute 40 Prozent des Gesamteinkommens. Eine alarmierende Ungleichheit, die schwere soziale Folgen haben kann.
Aber
dieser kleine Exkurs nur am Rande.
Militär
Deutlich
Interessanter als die Tatsache, dass eine solche Werbung nötig ist,
fand ich persönlich die Aufmachung der Werbung.
Die
Werbung war auf Hindi, weswegen ich den Inhalt nur teilweise
verstanden habe und mir den Großteil anhand der Bilder erschließen
musste, deswegen übernehme ich kein Gewähr für die korrekte
Inhaltswiedergabe.
Der
uninteressante Teil sagte quasi aus, wenn du Steuern zahlst, können
wir davon Schulen bauen und Infrastruktur schaffen. Dazu Bilder von
Infrastruktur-Projekten und das Bild von einem ein Mädchen, in
dessen Hintergrund eine Schule errichtet wird und dann glückliche
Schulkinder. Soweit so gut, nicht spektakulär.
Der
letzte Teil war dafür umso interessanter und würde in Deutschland
sicherlich anders aufgefasst werden. Hier wurde das Militär
beworben, das schließlich auch aus staatlichen Mitteln gezahlt wird.
Dazu gab es Bilder von aufrollenden Panzern, aus allen Rohren
feuernden schweren Geschützen, Soldaten an der Grenze, schießende
Soldaten mit schwerer Ausrüstung und vieles mehr.
Diese
Teil der Werbung hatte mich etwas geschockt zurückgelassen, ähnlich
wie die „Mach Was Wirklich Zählt“-Kampagne der Bundeswehr, die
sogar die Freundlichkeit hatte, mir ungefragt tolles
Informationsmaterial nach Hause zu liefern, um mich über eine tolle
Karriere in der Bundeswehr zu informieren. Eine Kampagne, die
teilweise implementiert, Soldat sei ein normaler Job, in dem es eben
nicht primär darum geht, im Notfall eine Waffe auf einen Menschen zu
richten, abzudrücken und zu hoffen, dass diese Person schwer
verwundet bzw. tot ist.
Jetzt
bin ich natürlich in einer Familie ohne großen Militärbezug
aufgewachsen, dazu noch in Deutschland und habe dementsprechend einen
anderen Bezug zum Thema Militär als eine Person, die hier in Indien
aufwächst.
Ich
habe hier schon viele Gespräche über Militär, Soldaten, den
Kaschmirkonflikt und die rivalisierenden Hegemonen Indien und China
geführt und kann daher teilweise die Sichtweise von Teilen der
indischen Bevölkerung nachvollziehen.
Indien
befindet sich logischerweise von seiner Lage her in einer ganz
anderen Situation als Deutschland. Der Nachbar Pakistan ist seit der
Gründung des modernen Staates Indien der Feind. Beide Mächte
verfügen über Atomwaffen bzw. die Möglichkeit, diese herzustellen.
Auch haben beide den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet, so
wie Israel, der Südsudan und Nordkorea (Nordkorea hatte ihn
unterzeichnet trat allerdings 2003 wieder aus).
Dementsprechend
ist dieser Konflikt, der sich gerade in der Kaschmir-Region seit
Jahrzehnten blutig zeigt, eine Angst, die sich nachhaltig in Indien
hält. Als Konsequenz ist die Grenze zu Pakistan streng bewacht, so
stark bewacht, dass sie als eine der am bestbewachten Grenzen der
Welt zählt.
Auf
der anderen Seite, auch im Kaschmirkonflikt vertreten ist China. Im
Vergleich zu Pakistan ist China ein wahres Schwergewicht und strebt
seit Jahren nach mehr Einfluss in der Himalaya-Region (Tibet ist
dafür das wohl bekannteste Beispiel).
Ein
Teil Kaschmirs wird ebenfalls von China beansprucht, so dass diese
eher unwirtschaftliche, Region zwischen drei Mächten zerrieben wird.
Auch wird China immer wieder übergriffig, wenn es um die
Nachbarstaaten Nepal und Bhutan geht. Gerade in Bhutan eskalierte die Situation diesen Sommer beinahe im Streit um das Doklam-Plateau, das von Bhutan und China beansprucht wird und eine wichtige strategische Bedeutung für Indien hat. Da Indien und Bhutan einen Beistandspakt
vereinbart haben, bewachen indische Soldaten die Grenzen von Bhutan
und sind daher auch für die militärische Sicherheit dieses Landes
verantwortlich.
Das
Militär spielt in Indien also zumindest gefühlt eine sehr wichtige
Rolle, wenn es um Sicherheit und das Eindämmen von Gefahren geht.
Ein weiterer Faktor ist, dass das Militär in weiten Teilen der
Bevölkerung im Vergleich zur Polizei, als unbestechlich gilt. Das
ist eine Eigenschaft, die einem in einem Land, in dem Korruption seit
Jahrzehnten ein Problem ist, viel Sympathien einbringt.
Unter
diesen Gesichtspunkten, lässt sich deutlich besser nachvollziehen,
warum Werbung mit dem Militär für Steuern deutlich besser
funktioniert als es in Deutschland funktionieren würde.
Problematisch
ist diese massive Bewunderung für das Militär meiner Meinung
dennoch, gerade wenn es dazu führt, dass eine kritische Betrachtung
des Militärs und des Verhaltens von Soldaten unterbunden wird.
Ein
Beispiel dafür wäre der Hashtag #Istandwithindianarmy oder auch
#Istandwithforces . Diese beiden Hashtags dienen zur Solidarisierung
mit der indischen Armee. Unter anderem nach einem Vorfall, bei dem indische Soldaten in Kaschmir Anfang April einen von einer Wahlkommenden Mann vor ihren Wagen festgebunden haben und über fünf Stunden lang an der Spitze eines Militärkonvois durch mehrere Dörfer gefahren haben.
Diese
Aktion wurde international von vielen Seiten verurteilt und wird auch
in Indien von Teilen der Bevölkerung kritisch betrachtet, gerade
weil dadurch die Stimmung in Kaschmir erneut angeheizt wurde und es
zu gewaltsamen Ausschreitungen kam.
Gleichzeitig
wurden diese beiden Hashtags verwendet, um online jegliche Kritik an
der Armee als unpatriotische Aktion zu diskreditieren. Auch die Politik schlägt sich in Indien eher auf die Seite des Militärs, sowurde der befehlsabende Offizier mit einer Medaille geehrt mit der Begründung, er habe die Moral junger Offiziere gestärkt.
Soviel
erst einmal zum Thema Militär in Indien. Kommen wir nun zu einem
weiteren Aspekt der mich letzendlich dazu bewogen hat, diesen Beitrag
zu schreiben.
Die
Nationalhymne
In
Anschluss an die Werbung kam eine Durchsage, dass das Publikum
gebeten wird, sich für die Nationalhymne zu erheben.
Ich
saß da zunächst völlig perplex und wusste gar nicht, was los ist
und wie ich mich verhalten sollte. Da eine befreundete Inderin sitzen
blieb entschied ich mich auch dazu, sitzen zu bleiben. Ansonsten
stand jedoch das gesamte Kinopublikum auf.
Diese
Aktion ließ mich etwas sprachlos zurück. Das letzte Mal die
deutsche Nationalhymne gehört habe ich vermutlich vor einem
Fußballspiel und das war für mich das Zeichen, dass ich noch
schnell Chips holen kann. Hier entgegen spielt die Nationalhymne eine
sehr viel wichtigere Rolle.
Der
Surpreme Court führte 2016 die Pflicht ein, dass jedes Kino in
Indien die Nationalhymne vor einer Vorführung spielen muss. Im
September 2017 verkündete das Gericht, dass es nicht mehr
verpflichtend ist, sich für die Hymne zu erheben.
Meiner
Meinung nach ist die Identifikation durch und die Fokussierung auf
den Nationalstaat einfach ein überholtes Prinzip, dem wir in der EU
glücklicherweise mit einer supranationalen Organisation entgegen
treten.
Der
Nationalstaat wie wir ihn heute kennen, ist ein Konzept, das
frühstens im 16. Jahrhundert mit der Durchsetzung des
Souveränitätskonzeptes beginnt. In Deutschland kann man erst ab
Beginn des 19. Jahrhunderts überhaupt von einer wirklichen
nationalen Identität, in Form einer politischen Bewegung, reden. Es
ist also ein Begriff, der, wie jede Organisationsform des
Zusammenlebens zuvor, erschaffen wurde, geschichtlich gebunden ist
und vermutlich auch ein Auslaufdatum hat. Trotzdem wird er von vielen
als die schon immer dagewesene Organisationsform behandelt und der
Rechtsruck in Europa zeigt, dass dieser Gedanke, gerade wieder hoch
im Trend liegt.
Jetzt
ist es natürlich so, dass ich als deutscher Bürger ein anderes
Verhältnis zu Patriotismus habe, als ein Großteil der anderen
Länder und viele Leute sagen, dass Deutschland sich wieder etwas
Patriotismus leisten solle. Viele Leute auch hier in Indien sind der
Meinung, dass Patriotismus ja an sich nichts schlimmes sei. Ich
allerdings beziehe mich da gerne auf ein Zitat aus den
Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling, das die ganze Problematik wie
ich finde sehr gut zusammenfasst.
„Der
Patriotismus hat ja, was unter Onkologen unstrittig ist, einen
kleinen, fiesen Bruder namens Nationalismus, welcher unbemerkt im
Schatten seines Bruders wächst und gedeiht, bis er groß genug ist,
selbst nach der Macht zu greifen. Oder anders ausgedrückt: Nur in
einem patriotisch aufgeheizten Treibhaus kann Rassismus gedeihen.
Deshalb muss ein wirklicher Antifaschismus dieses Treibhaus
zerschlagen.“(Marc-Uwe
Kling: Die Känguru- Chroniken, Berlin 2009, S. 205)
Indien
könnte als ein Vielvölkerstaat ein glänzendes Beispiel sein, das
zeigt, wie Diversität und ein friedliches Miteinander gut
funktionieren. In der Geschichte Indiens kam es immer wieder zu
verschiedenen Einflüssen durch Eroberung. Generell war das heutige
Indien ein sehr offenes und tolerantes Gebiet, in dem viele Ethnien
und Religionen friedlich zusammenlebten und das auch in vielen Teilen
noch tun.
Gleichzeitig
ist es auch ein Staat der sich immer mehr durch Abgrenzung und
Nationalismus auszeichnet. Die Regierungspartei BJP ist eine
hindunationalistische Partei, die man irgendwo rechts von der AFD mit
starkem FDP-Einschlag (was die Wirtschaftsnähe angeht) vergleichen
kann.
Die
Ideologie hinter der BJP, bezeichnet man als Hindutva, womit,
verkürzt, die Vorherrschaft der Hindus gemeint ist. Ein Konzept, das
einen religiösen Tarnmantel über ein nationalistisch-politisches
Konzept legt. Die ursprüngliche Bewegung entstand noch während der Kolonialzeit in den 1930ern und orientierte sich unter anderem am italienischen und deutschen Faschismus. Es gab auch direkten Kontakt
zwischen den beiden Bewegungen, weswegen der Historiker Tobias Delf
von einer Verwandtschaft der beiden spricht.
Gerade
Muslime haben es in Indien sehr schwer, was auch mit dem muslimisch
geprägtem Erzfeind Pakistan zu tun hat.
Modi,
seiner Partei und seinen Verbündeten wird vorgeworfen, gezielt
Stimmung gegen Muslime oder unpatriotische Inder zu machen. Zu seinen
Verbündeten gehört zum einen der Rashtriya Swayamsevak Sang (RSS),
ein hinduistisches Freiwilligen-Korps, dem Modi selber viele Jahre angehörte und das ihm maßgeblich seinen Aufstieg ermöglichte. Ein
weiterer wichtiger Grundpfeiler ist der Vishwa Hindu Parishad (VHP),
eine hindunationalistische Dachorganisation, die den religiösen
Überbau für BJP und RSS bildet.
Ein
bekanntes Beispiel für die Zusammenarbeit dieser drei Organisationen
ist die Zerstörung der Babri-Moschee 1992. Die Moschee wurde 1990 das erste mal von RSS und VHP Anhängern gestürmt, 1992 wurde sie dann von RSS-, VHP- und BJP-Anhängern komplett zerstört. Während
dieser Unruhen starben ca. 2000 Menschen. Auslöser war die
Forderung, an der entsprechenden Stelle einen hinduistischen Tempel
zu errichten, da die Moschee damals im Rahmen einer Eroberung
errichtet wurde. Aus dieser Aktion konnte die BJP viel politisches Kapital schlagen und einen massien Zuwachs an Stimmen vermerken.
Es
ist grundsätzlich schwierig, Taten auf nur eine Ursache
zurückzuführen, doch einige Taten sind definitiv einfacher
durchzuführen, wenn eine gewisse Geisteshaltung weit verbreitet ist.
Ein
Beispiel dafür sind Angriffe auf Zuschauer, die sich während der
Nationalhymne im Kino nicht erheben (so wie ich übrigens auch).
Ein
weiteres Beispiel liegt erst einige Wochen zurück. In der ersten
Dezemberwoche tauchte ein Video auf Facebook und auf verschiedenen
Nachrichtenseiten auf, in dem ein Mann einen muslimischen Gastarbeiter erschlägt und bei lebendigem Leib verbrennt und sich von seinem minderjährigen Neffen dabei filmen lässt. Seine Tat
begründet er unter anderem mit dem Unterbinden eines sogenannten
„love jihad“. Also die Heirat von muslimischen Männern mit
hinduistischen Frauen und die darauffolgende Konvertierung der
Frauen. Ein Kampfbegriff der Hindutva-Bewegung und von BJP-Politikern, der inzwischen für viele Menschen in Indien und vorallem auch für einige Medien normal geworden ist.
Neben
dem natürlichen Entsetzen, die so eine Tat nun einmal hervorruft,
konnte man jedoch auch Stimmen vernehmen, die den Täter unterstützen
und seine Tat als Signal gegen den „love jihad“ sehen. Die
Polizei musste außerdem seine Konten einfrieren, da aus dem ganzen Land Spenden für den Täter eingingen.
Ähnliche
positive Reaktionen konnte man nach der Ermordung von Gauri Lankesh
beobachten. Sie war eine Journalistin, die sich massiv gegen die
rechtspopulistische Regierung gestellt hatte und eine eigene Zeitung
herausgegeben hatte. Der Mord ist noch nicht aufgeklärt.
Keine
dieser Taten wurden direkt von einem BJP-Politiker verübt oder in
Auftrag gegeben, doch die Verantwortung für solche Eskalation liegt auch bei jenen, die die Stimmung aufheizen und Hass schüren.
Natürlich
sind das alles auch keine Folgen der Nationalhymne im Kino. Die
Nationalhymne ist eher eine Art Symptom für die aktuelle Stimmung im
Land.
Die
Reaktionen auf die Nationalhymne fallen in meinem Umfeld sehr
unterschiedlich aus. Einige, mit denen ich gesprochen habe, stehen
dem Ganzen eher gleichgültig gegenüber, für einige ist es etwas,
das halt einfach dazugehört und einige andere halten es wiederum für
eine total unnötige, rechtspopulistische lächerliche Aktion, die so
schnell wie möglich abgeschafft werden sollte.
Nationalhymnen
und Patriotismus könne auf der einen Seite natürlich eine gewisse
Einheit innerhalb eines Landes schaffen, doch der Preis dafür ist
immer Abgrenzung zu anderen Ländern und in diesem Fall oft auch eine
Abgrenzung zu einigen Bevölkerungsgruppen. Ich persönlich habe mich
noch nie so unwillkommen in Indien gefühlt wie in dem Moment als die
Nationalhymne gespielt wurde.
Wir
haben übrigens den Disney Animationsfilm Coco geguckt, der echt ganz
nett und süß war.
Der
Rest des Kinobesuches lief auch relativ normal, es gibt immer eine 15
Minuten Pause, da Bollywood Filme schnell mal 4 oder 5 Stunden dauern
können und außerdem wird einem das Essen, das man bestellt, an den
Platz gebracht, was etwas ungewohnt aber eigentlich ganz angenehm
ist.
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