Sightseeing
Schließlich erreichten wir die
Haltestelle Churchgate, ganz im Süden, von dort nahmen wir ein Taxi,
das uns noch weiter in den Süden brachte, zum Gateway of India.
Dieser Torbogen ist wahrscheinlich die bekannteste
Touristenattraktion in Mumbai und wurde 1924 in Erinnerung an den
Besuch König Georgs V., der als erster britischer Monarch Indien
besuchte, errichtet. Ironischerweise verließen einige Jahre später,
1948, die letzten britischen Truppen Indien genau durch dieses Tor.
Bevor wir jedoch mit unserer
Sightseeingtour starteten, hatten wir wieder Hunger bekommen und
suchten uns was zu essen. Taheera, die nun auch eingetroffen war,
kannte sich zum Glück aus, so dass wir am Ende in dem Cafe „Le15“
in der Nähe landeten und wirklich sehr gutes Essen hatten. Mumbai
ist berühmt für sein gutes Essen und das sollte ich im Laufe dieses
Ausfluges noch mehrere Male feststellen. Neben den berühmten Chaats,
wie die indischen Snacks heißen, bietet Mumbai auch eine weite
Variation an internationalem Essen, einer Versuchung der ich nur
allzu gerne nachgab. Man sollte mich hier nicht falsch verstehen, ich
liebe das indische Essen, das ich hier bekomme. Gerade in Ahmedabad
gibt es viel gutes indisches Essen und auch sehr gutes Streetfood.
Ein Großteil des internationalen Essens in Ahmedabad hingegen ist,
so leid es mir tut, ungenießbar bis okay.
Eines der gravierendsten Beispiele ist
dabei der Käse. Ich esse bspw. kaum noch Käse hier in Indien, da
der Käse von Amul (dem größten Produzenten von Milchprodukten),
für mich sehr wenig mit Käse zu tun hat. Er ist meist kein wirklich
natürliches Produkt mehr, die Konsistenz ist sehr seltsam und der
Geschmack freundlich gesagt ausbaufähig. Es gibt ja diesen
Sandwichkäse in Deutschland, bei dem man sich fragt, ab wieviel
Prozent Käse das Zeug eigentlich noch so heißen darf. So ungefähr
ist der gängigste Käse hier. Natürlich gibt es auch anderen Käse,
der dann aber teilweise importiert ist und dann ziemlich teuer ist.
Auf der einen Seite natürlich
verständlich, da in Indien, außer Paneer, Käse nicht direkt ein
traditionelles Lebensmittel ist, da auch die klimatischen Bedingungen
natürlich ganz anders sind. Auf der anderen Seite sehr schade, da
ich Käse sehr gerne mag und ich nicht gedacht hätte dass ich
irgendwann ein Gericht lieber ohne als mit Käse bestelle.
Auf jeden Fall hatte ich im Cafe ein
Raclette Sandwich mit richtigem Raclette Käse und war damit sehr
glücklich.
Schließlich besichtigten wir das
Gateway of India, was natürlich hoffnungslos überlaufen aber
trotzdem schön war. Hierfür empfehle ich, möglichst früh zu
kommen, um den Besuchermassen etwas zu entkommen.
Unser nächstes Ziel war gleich neben
dem Gateway das Hotel Taj Mahal. Wer sich mal angucken möchte, wie
es sich mit viel Geld leben lässt, kann es da tun. Das
5-Sterne-Hotel ist tatsächlich eine beliebte Touristenattraktion und
man kommt ohne Probleme nach einer Taschenkontrolle rein. Innendrin
ist es tatsächlich sehr schön und sehr kunstvoll verziert. Es gibt
einige Bereiche die öffentlich zugänglich sind, wie die Abteilung
mit Premiumläden wie Montblanc (falls man vergessen hat, seinen
Kulli mit nach Indien zu nehmen oder so), Louis Vuitton oder einer
Bäckerei mit sehr gut aussehenden Backwaren.
Nach
diesem kleinen Einblick machten wir uns auf den Weg zu unserem
nächsten Ziel, dem Chhatrapati
Shivaji Terminus, auch bekannt als Victoria Terminus. Dabei handelt
es sich um einen Bahnhof, der einfach nur schön ist. So schön, dass
er vom Time Magazin und Architectural Digest zu den schönsten
Bahnhöfen der Welt gerechnet wird.
Der
geneigten Leserschaft mag der Name des Bahnhofes schon gesagt haben,
in welcher Epoche er errichtet wurde, nämlich im Viktorianischen
Zeitalter. Im Jahre 1888, in Erinnerung an Viktorias goldenes
Thronjubiläum im Jahr zuvor, wurde das Bahnhofsgebäude eröffnet.
Die Architektur, die sich am Bahnhof St. Pancras Station in London
orientiert, verbindet Elemente der viktorianischen Neogotik (schlank
zulaufende Türme, Maßwerk, Bögen, Reliefs und Wasserspeier) mit
Elementen der indo-islamischen Architektur, weshalb der ganze Bahnhof
sehr an den Stil von indischen Palästen erinnert.
Der
Bahnhof ist nicht nur sehr schön anzusehen, sondern ist auch mit ca.
drei Millionen Besuchern und 1000 Zügen pro Tag einer der
verkehrsreichsten der Welt.
Ich
krieg hier langsam wirklich das Gefühl, dass Mumbai echt gut darin
ist Rekorde aufzustellen.
Auf
dem Weg zum Bahnhof passierten wir ein Streetartfestival, für das
wir schon überall Werbung gesehen hatten und entschieden spontan, da
auch noch rüber zu gehen, was sich leider als Fehler herausstellte.
Nach
längerem Warten in der Schlange waren wir endlich drinnen. Sofort
fing überall das Gedränge an. Es war fast so voll wie im Zug und
überall standen Aufpasser mit lauten Trillerpfeifen, um die Menschen
dazu zu bewegen weiterzugehen. Man hatte gar keine Zeit, sich die
ausgestellten Skulpturen oder die Stände anzusehen, da man sofort
weiter gedrängt wurde. Wir hatten also eigentlich nur das Ziel, das
Gelände möglichst schnell wieder zu verlassen.
Der
Weg zum Bahnhof war ansonsten sehr malerisch. Viele alte Gebäude,
viel Grün und ein sehr geschäftiges Treiben. Die Architektur im
südlichen Teil Mumbais hat mir wirklich sehr gut gefallen und ist
ein starker Kontrast für mich zu der Architektur zu Ahmedabad.
Nachdem
wir den Bahnhof angeguckt hatten, wollten wir zum Marine Drive, um
den Sonnenuntergang zu sehen.
Dieser
wie ein C geformter Boulevard ist über drei Kilometer lang und eines
der Wahrzeichen von Mumbai. Er auch Queens Necklace genannt, da die
Lichter die sich am Wasser langziehen abends wie Perlen an einer
Kette ausshen.
Ab
einem gewissen Punkt im Süden von Mumbai sind Rikschas verboten,
weshalb wir ein Taxi nahmen, was mit 5 Leuten dann doch auch bequemer
ist. Am Marine Drive kauften wir uns dann noch Eis und setzten uns
auf das Mäuerchen, um den Sonnenuntergang zu betrachten.
Dort
trafen wir auch Lisa, die mit einer Freundin durch Zufall auch gerade
in Mumbai war.
Generell
trifft man einige Leute am Marine Drive. Da wäre Harish, ein älterer
Mann, der mich angesprochen hatte und mit dem ich mich sehr nett
unterhalten habe und der mich daraufhin in seinen Cricketclub
eingeladen hat. Zum anderen ein anderer älterer Mann, mit dem ich
mich unterhalten habe und der mich bat, ein Bild von ihm zu machen,
was ich dann auch tat.
Schließlich
fuhren wir zurück zum Hostel und bekamen einen kleinen Eindruck
davon, was es heißt, während der Rush-Hour in Mumbai unterwegs zu
sein. Wir brauchten ungefähr eine Stunde um eine Strecke von ca.15
km zurück zu legen.
Abends
hatten wir dann alle zusammen Abendessen und auch hier merkte man die
preislichen Unterschiede zu Ahmedabad, die dann doch beachtlich sind.
Ich hatte jedoch die besten Ramen Nudeln die ich jemals hatte, die
perfekten Bao Buns mit in Misopaste marinierten Auberginen und einen
Cocktail, der mich mit dem Namen Ho Gin Min überzeugt hatte. Alles
in allem also ein sehr überzeugendes Abendessen und wirklich
köstlich.
Den
weiteren Abend verbrachten wir damit, noch durch Bandra zu laufen und
zwei weitere Bars zu besuchen.
Die
größte Waschmaschiene der Welt
Am
nächsten Tag stand als ersten Dhobi Ghat auf unserer Liste. Ghats
werden in Indien und anderen Teilen Südasiens die herabführende
Stufung oder Böschung zu einem Fluss oder See genannt. Sie dienen
oft als Bootanleger oder als Waschmöglichkeiten. Es werden werden
jedoch auch oft rituelle Waschungen und andere Zeremonien
durchgeführt.
Dhobi
Ghat liegt nicht direkt an einem Fluss oder einem See, aber bietet
auch eine große Auswahl an Wasserflächen. In diesem Fall handelt es
sich jedoch um Betonbecken, in denen Kleidung gewaschen wird, denn
Dhobi Ghat gilt als die größte Waschmaschiene der Welt.
Hier
wird täglich von 5000 Menschen die Wäsche von Hotels,
Privathaushalten und Krankenhäusern per Hand gewaschen.
Obwohl
die Menge an täglich gewaschenen Kleidungsstücken und Laken mit
einer halben Millionen beachtlich ist, finden fast alle Sachen ihren
Weg zurück zum Besitzer. Dieses sehr effiziente Codesystem ist einer
der weiteren Gründe warum Dhobi Ghat so berühmt ist.
Als
wir ankamen war der Waschprozess schon beendet und man sah ein Meer
aus weißen Laken und blauen Hosen über den Dächern. Wir entdeckten
auch eine ganze Ladung an weißen Laken von der indischen Bahn, die
wir aus der vorherigen Nacht im Zug kannten. Vielleicht waren sogar
die Laken für unsere Rückfahrt am Abend dabei.
Dhobi
Ghat ist eine sehr beliebte Touristenattraktion. Man kann und sollte
jedoch nicht einfach in den Waschbereich reinlaufen. Es gibt, soweit
ich weiß, die Möglichkeit, eine Führung zu machen, mit der man
näher an die Waschbereiche ran kommt, aber ansonsten wird dort
gearbeitet und Scharen an Touristen würden dabei stören.
Der
schöne Anblick der weißen Laken in der Sonne sollte jedoch nicht
darüber hinwegtäuschen, dass hier mit bloßen Händen und ohne
weitere Schutzkleidungen mit teilweise ätzenden Chemikalien
gearbeitet wird und Verätzungen an Händen und Füßen daher
Standard sind.
Ein
Nachmittag in Bandra
Mittags
hatten wir in Bandra das für Mumbai typische Streetfood. Wir hatten
Pav Bahji, eine gewürzte dickflüssige Kartoffel-,
Gemüse-Tomatensauce mit einer Art weichem Brötchen, Pani Puri,
kleine runde frittierte hohle Brote, die mit einem Kartoffelmasalla
gefüllt werden und in aromatisiertes Wasser getunkt werden, Dahi
Puri, die gleiche Art fritiertes Brot, aber diesmal ohne Wasser,
sondern mit Joghurt.
Diese
Art von Chaats bekommt man natürlich auch in Ahmedabad und ich denke
ich den meisten anderen Gegenden von Indien, aber Mumbai ist für die
Variationen der Chaats sehr bekannt.
Nach
unserem Mittagessen ging es dann zum Fort Bandra an der Küste. Von
dem Fort selber steht nicht mehr so viel, aber es gibt einen sehr
schönen Park. Vom Park und vom Fort aus, hat man einen sehr schönen
Blick auf den Mumbai Sea Link. Ich habe es selber auch sehr genossen,
einfach am Meer zu sein.
Auf
dem Weg zum Fort passierten wir unter anderem das Haus von Sha Rukh
Kahn, einem sehr berühmten Bollywoodschauspieler. Sein Haus ist sehr
einfach zu identifizieren, man muss einfach gucken, wo sich die
Menschenmenge versammelt.
Schließlich
machten wir uns auf den Weg, den Strandboulevard ein wenig lang zu
laufen. Ich hatte noch einen Vada Pav, ein weiches Brötchen mit
Chutney und einen Kartoffelbratling und später gab es noch Kokosnuss
zu trinken und zu essen.
Den
Abend verbrachten wir in einem kleinen Café in Bandra und mit
Kartenspielen im Hostel, bis wir abends den Zug nehmen mussten.
Damit
endete mein Wochenende in Mumbai und eine schnelles Überschlagen im
Kopf (bin ja ein Naturtalent im Kopfrechnen) führt zu der
überraschenden Erkenntnis, dass ich für meinen gesamten
Wochenendtrip mehr ausgegeben habe als für für meine Miete für
einen Monat in Ahmedabad. Trotzdem war Mumbai für mich eine sehr
faszinierende Stadt gewesen und ich hoffe, dass ich die Gelegenheit
habe, irgendwann nochmal zurück zu kommen, da ich es leider nur
einen Bruchteil der Stadt erkunden konnte.
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